„Ohne Liebe, ohne die Erkenntnis der eigenen Persönlichkeit, könnte es weder Wachstum noch Frieden in der Welt geben. Öffne dein Herz für die Liebe.“
Schon ihre ersten bedeutenden Arbeiten rückten die iranische Künstlerin Maryam Motallebzadeh in das Fadenkreuz der Geheimdienste ihres Landes. Sie hatte die sogenannte „weiße Revolution“
des Schah Reza Pahlavi als „schwarze Revolution“ künstlerisch zum Ausdruck gebracht. Das war im Jahr 1979.
Seitdem war die Angst vor Unterdrückung und Verfolgung ihr ständiger Begleiter. Zwanzig Jahre später, mit Beginn der „Islamischen Revolution“ unter Ayatollah Khomeini, entschied sich
Maryam, den Iran, ihre Heimat, zu verlassen. Sie zog nach Deutschland. „Hier begann für mich ein Leben in zwei Sprachräumen. Ich hatte endlich das Gefühl, meine künstlerische Tätigkeit
frei und ohne Einschränkungen oder Angst ausüben zu können.“
Als im September vergangenen Jahres die Frauen im Iran revoltierten, wurden ihre Angst, Wut und Traurigkeit über das Unrecht und die Unterdrückung auch in ihrem „neuen“ Leben wieder
schmerzhaft lebendig. Von nun an wurde der Kampf der Frauen um Selbstbestimmung wieder zum Leitmotiv ihrer künstlerischen Tätigkeit.
Dieser Freiheitskampf der Frauen findet seine Projektion in Maryams Kunst. Die Intensität der Farben, die Präzision der Ausdrucksformen und die Abstraktion gesellschaftspolitischer
Inhalte auf anderen Ebenen findet seine Quelle in ihrem Herzen. „Meine Arbeiten verstehe ich als Zeitzeugnisse in einem Prozess der Umgestaltung, die meiner Ansicht nach erst durch
die schöpferische und verbindende Kraft der Kunst möglich ist. Mit dieser Ausstellung mache ich meine politische Position deutlich.“
Maryam Motallebzadeh über den Schleier:
„Seit Beginn meiner Arbeit als Künstlerin im Iran ist der Schleier für mich das wichtigste Symbol und findet sich in meinen Bildern, Videos, Performance und Installationen wieder. Der
Schleier ist Ausdruck meiner politischen und philosophischen Position. Der Schleier verbirgt einen Gegenstand und offenbart ihn gleichzeitig. Er weist auf das ewige Geheimnis zwischen der
sichtbaren und unsichtbaren Welt hin.
Über jeder Transformation ist der feine Nebel des Schleiers in meinen Bildern zu sehen. Es symbolisiert das Unbewusste, der Hauch von Leben und Vergänglichkeit. Dieses Symbol möchte ich
in meinen Bildern beschreiben. Schon Goethe war von der Magie des Orients verzaubert und für Friedrich Nietzsche war die geheimnisvolle Lehre Zarathustras die Inspiration für seine
bekannteste Schrift. Der Schleier verbindet Mythologie, Philosophie und Kunst.
Und Kunst verbindet die Menschen.
In Persien verdeutlicht der Schleier das ambivalente Verhältnis zwischen dem akzeptierten Verständnis religiös begründeter Bekleidungsvorschriften für Frauen und politischer Willkür. Als
Symbol verstanden, bildet er die Trennlinie zwischen Mythos und Logos, Wissenschaft und Kunst, Gut und Böse, Vorschrift und freier Willensbestimmung. Damit trägt mein Katalog auch den
Titel „Diesseits des Schleiers“.
In meinem Heimatland lehrte der Priester und Philosoph Zarathustra die Ethik des richtigen Redens, des richtigen Denkens und des richtigen Handelns. Eine fast identische Lehre finden wir
in der wohl schönsten Schrift des Philosophen Platon, in seinem Dialog „das Gastmahl“. Hier lässt er die Anwesenden voller Bewunderung über Eros den Gott der Liebe sprechen. In diesem
Dialog offenbart der Philosoph die Grundlagen seiner Ideenlehre, den Weg der Liebe und die Lehre vom Guten, Wahren und Schönen. Eros ist Kunst, Liebe, Freiheit, Maß und ethisches
Gesetz. Eros wohnt im Herzen aller Menschen und wird lebendig, wenn man das Herz für die Liebe öffnet.“
Mehr zu Maryam Motallebzadeh:
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Ihr ARTCADIA Gallery Team